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Interview Breuer
"Es geht nicht um eine Super-Landesbank"
Die rheinischen Sparkassen unterstützen die Initiative von DSGV-Präsident Helmut Schleweis ein Zentralinstitut der Sparkassen zu schaffen. Im Interview erläutert RSGV-Präsident Michael Breuer wie das Verfahren dazu aussehen sollte.

Herr Breuer, DSGV-Präsident Schleweis hat die Einrichtung einer Sparkassen-Zentralbank angeregt. Wie sieht Ihr Verband diese Initiative?
Breuer: Als Rheinischer Sparkassen- und Giroverband befürworten und unterstützen wir grundsätzlich die Überlegungen des DSGV-Präsidenten hinsichtlich der Weiterentwicklung des Landesbanken-Sektors zu einer Sparkassenzentralbank. Aus meiner Sicht erfordert ein solches Vorhaben angesichts der sehr heterogenen Trägerstruktur der vorhandenen Landesbanken allerdings einen langen Atem und setzt ein faires und transparentes Verfahren voraus.

Wie sollte ein solches Verfahren aussehen und in welchen Strukturen sollte eine Zentralbank arbeiten?
Breuer: Hier geht es nicht um eine „zusammengeschobene Super-Landesbank“ mit einer Bilanzsumme jenseits von 600 oder gar 1000 Milliarden Euro. Was wir vielmehr brauchen, ist ein auf die Bedürfnisse der Sparkassen zugeschnittenes Zentralinstitut, das als umfassender Dienstleister für die Sparkassen in Deutschland fungiert. Die Diskussion über die Voraussetzungen für eine solche Bank muss in der Sparkassenfamilie auf breiter Basis geführt werden. Idealerweise sollte sich eine solche Zentralbank zu 100 Prozent im Eigentum der Sparkassenfamilie befinden und besonders Portfolien beinhalten, die zum Verbundgeschäft der Sparkassen passen.

RSGV-Präsident Michael Breuer plädiert für eine auf die Bedürfnisse der Sparkassen zugeschnittene Zentralbank der Gruppe.

Befördert die aktuelle Situation um die NordLB die Diskussion um eine solche Sparkassenzentralbank?
Breuer: Die Frage nach einer weiteren Konsolidierung im Landesbankensektor stellt sich auch unabhängig von den Restrukturierungsnotwendigkeiten um die NordLB. Die Konzeption und Realisierung einer Sparkassenzentralbank ist eine Aufgabe, die uns alle in der Organisation betrifft, und an der wir deshalb alle konstruktiv mitwirken sollten.

Wie stehen die rheinischen Sparkassen denn zur Unterstützung der NordLB?
Breuer: Eine Stützung des Instituts ist auch aus Sicht der rheinischen Sparkassen, deren Konsolidierungsanteil bei rund 50 Millionen Euro liegt, die beste Lösung im Sinne der Kunden. Unserer Ansicht nach muss die künftige NordLB kleiner, regionaler und besser an den Bedürfnissen des Sparkassenverbundes ausgerichtet werden. Risikoorientierte Landesbankenaktivitäten, die zu hohen Abschreibungen führen können, müssen auch in Niedersachsen der Vergangenheit angehören.

Auch im Versicherungs- und Landesbausparkassensektor sehen Sie Chancen durch Konsolidierung und Konzentration.
Breuer: Das stimmt. Die Notwendigkeit der Konzentration von Verbundstrukturen gilt über die Landesbanken hinaus. Die feste Absicht der Träger, die beiden Provinzial-Versicherungen zu einem modernen und schlagkräftigen großen öffentlichen Versicherer zusammenzufassen, ist bekannt. Hier ist viel geschehen: Die Beteiligten haben in einem Memorandum of Understanding die Rahmenbedingungen und Eckpunkte für eine mögliche Fusion festgelegt. Derzeit laufen mit Hochdruck, aber auch der nötigen Tiefe und Sorgfalt, umfassende Bewertungsprozesse. Wir gehen davon aus, dass die Ergebnisse bis zum Sommer vorliegen werden und uns als Entscheidungsgrundlage dienen können. Ich bin zuversichtlich, dass wir den Weg hin zum Ziel eines leistungsfähigen gemeinsamen neuen Unternehmens Schritt für Schritt umsetzen können.

Und wie sieht es bei den Landesbausparkassen aus?
Breuer: Auch auf diesem Sektor sind wir um eine Neustrukturierung bemüht. Dabei sind allerdings weniger Produktkomplexitäten als vielmehr unterschiedliche Rechts- und Organisationsformen die Herausforderungen. Aber auch hier arbeiten wir mit großer Intensität an zukunftsfesten Lösungen.

Georg Clegg
– 2. April 2019