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Identitätsdienst
Erster Schritt in einen neuen Markt
Mit "YES" können Sparkassen ihren Kunden einen innovativen Identitätsdienst anbieten und damit Teil einer entstehenden Plattformökonomie in Europa werden - ein Interview mit Viola Piegelbrock, Business Development Managerin beim Sparkassen-Finanzportal.
Viola Piegelbrock, Business Development Managerin beim Sparkassen Finanzportal (SFP) leitet das Projekt YES seit Februar 2017.

Frau Piegelbrock, wer steckt hinter Yes?
Viola Piegelbrock: Für die Sparkassen wird Yes von der Yes.de GmbH und der Rheinlandmobil GmbH, einem Entwicklungspartner der Finanz Informatik, entwickelt und betreut. Das Netzwerk an Partnern, wie bspw. Händler und Behörden, das für alle Bankenpartner bereitstehen soll, wird von der Schweizer Muttergesellschaft Yes.com AG eingebracht. SFP hält mit der deutschen Gesellschaft Yes.de einen Kooperationsvertrag. Dieser ermöglicht, dass Sparkassen den Institutsvertrag mit dem SFP als bekanntem Partner aus der Gruppe schließen können. Dadurch können Sparkassen von der Expertise und den Services des SFP profitieren und für Yes alle Bestandteile aus einer Hand beziehen. Dennoch steht es Sparkassen natürlich frei, den Vertrag für den Bezug von Yes auch direkt mit der Yes.de abzuschließen. Weitere am Projekt beteiligte Organisationen sind der Deutsche Sparkassen- und Giroverband, die Regionalverbände und die Finanz Informatik.

Wer verdient Geld mit Yes und wie?
Piegelbrock: Sparkassen und Yes erzielen gleichermaßen Erlöse mit Yes, da die Erlöse geteilt werden. Das Geschäftsmodell ist dabei transaktionsbasiert: Finden Transaktionen statt, wird Umsatz generiert. Sobald der Kunde seine Sparkasse beauftragt, über Yes eine Transaktion an einen Händler vorzunehmen, und in Folge auf Wunsch des Kunden Daten übermittelt werden, verdienen sowohl die kontoführende Sparkasse als auch Yes. Die Teilnahme am Netzwerk von Yes ist für den Partner kostenlos. Die Nutzung, also der Erhalt von Daten aus dem Netzwerk im Rahmen eines Kundenauftrags, ist jedoch kostenpflichtig.

Welche Funktionen stehen zur Markteinführung bereit?
Piegelbrock: Zur Markteinführung starten wir mit einer ersten Version des Produkts, die es Sparkassenkunden ermöglicht, sich mit Yes einzuloggen, zu registrieren und zu identifizieren. Die Markteinführungsversion bringt die Funktionen Login (Single Sign On) und Datentransaktion mit. Wir fokussieren damit auf den Identitätsdienst. In weiteren Ausbaustufen soll Yes zudem eine Payment-Funktion und eine qualifizierte elektronische Signatur erhalten. In Kombination mit der 2-Faktor-Authentifizierung ergeben sich aus den Produkt-Entwicklungsstufen fortschrittliche und spannende Anwendungsfälle für den Nutzer, mit dem wir ihm das Leben einfacher machen können.

Aber Yes ist kein Bezahlverfahren. Wie unterscheidet es sich von Paydirekt?
Piegelbrock: Yes ist der Identitätsdienst der Sparkassen. Der Dienst ist auf digitale Identitätsbestätigung und Datenmanagement fokussiert und ist kein eigenständiges Bezahlverfahren. Im Vergleich: Paydirekt ist das gemeinsame Online-Bezahlverfahren der Banken und Sparkassen, das auf die besonderen Anforderungen von Zahlungen im E- und M-Commerce ausgerichtet ist. Es ist aber denkbar, dass zukünftig hinter Yes die Bezahlverfahren der Gruppe angebracht und Zahlungen ausgelöst werden. Dies könnte dann neben allen anderen Bezahlverfahren auch Paydirekt sein. Ein Startdatum für die Integration von Bezahlverfahren der Gruppe steht allerdings noch nicht fest und Payment ist entsprechend noch nicht in der Markteinführungsversion von Yes enthalten.

Wieso sollte ich mit meinem Institut an Yes teilnehmen?
Piegelbrock: Es gibt viele Gründe, warum Yes ein wichtiges Thema für Sparkassen ist. Institute treten mit Yes in den zukunftsträchtigen Markt der Identitätsdienste ein. Sie werden Teil einer Plattformökonomie, die bei erfolgreicher Etablierung am Markt ein zentraler europäischer Standard werden könnte. Zudem ermöglicht es Yes den Instituten, die PSD2 als Chance zu nutzen. Obwohl Yes selbst formaljuristisch betrachtet kein Kontoinformationsdienst ist, können dem Kunden mit Yes Kontoinformationsdienst-ähnliche Leistungen angeboten werden. Das Institut ermöglicht damit, dass der Kunde Herr über seine Daten bleibt. Gleichzeitig können mit dem neuen Leistungsbaustein am Online-Girokonto Erlöse erzielt werden, da neben dem Finanz- nun auch das Datenmanagement des Kunden zur Verwaltung gestellt wird und Händler bereit sind, für qualifizierte Kundendaten zu zahlen. Nicht zuletzt erhalten Sparkassen mit Yes Sichtbarkeit auf branchenfremden Märkten, an denen sie heute nicht oder nur im Hintergrund auftreten, wi e im E-Commerce (Tourismus, Elektronik, Telekommunikation etc.).

Wo werden die Daten meiner Kunden gesichert und verwaltet? Nach welchen Standards?
Piegelbrock: Yes ist so konzipiert, dass die zentrale Sparkassen-Kerndatenbank (OSPlus) die Hauptdatenquelle für die Kundendaten ist und auch bleibt. Nur die Mobilfunknummer und E-Mail-Adresse des Kunden werden an Yes übertragen, damit der Kunde via Einmal-Passwort authentifiziert werden kann. Die E-Mail-Adresse wird dabei als Alias für die Mobilfunknummer verwendet. Der Kunde kann also bei der Nutzung von Yes auch seine E-Mail-Adresse anstelle seiner Mobilfunknummer eingeben, um den SMS-Code in Folge an seine damit verknüpfte Mobilfunknummer zu erhalten. Wichtig ist es zu verstehen, dass der Kunde nach Datenübertragung an den Partner in die Speicherung seiner Daten auf der Webseite des Dritten einwilligt. Die Datenspeicherung erfolgt auf Wunsch des Kunden und außerhalb des Rechtsraums der Sparkassen. Selbiges gilt, wenn der Kunde auf der Dritt-Webseite etwa. den AGB zustimmt.

Welche technischen und sonstigenVoraussetzungen müssen für Yes in einer Sparkasse geschaffen werden?
Piegelbrock: Das Institut muss die Version 6 der Internet-Filiale ausgerollt haben, damit das YES-Portlet installiert werden kann. Das Portlet bietet dem Kunden die Möglichkeit, sich für Yes freizuschalten, seine Daten zu verwalten und Datentransaktionen zu dokumentieren. Außerdem muss für den Einsatz der Banking-API 2.0 eine Vollmacht mit der Finanz Informatik abgewickelt werden. Die Banking-API ist die Schnittstelle, die auf die Daten in OSPlus zugreift und auf Kundenwunsch hin die Daten für den Versand an den Partner bereitstellt.

Welche Voraussetzungen müssen Sparkassenkunden erfüllen, um Yes nutzen zu können?
Piegelbrock: Die einzige Voraussetzung für Kunden ist die Führung eines Girokontos mit aktivem Online-Banking-Vertrag bei einer an Yes teilnehmenden Sparkasse.

Wie, wo und durch wen können Kundendaten aktualisiert werden?
Piegelbrock: Im Online-Banking in der Internet-Filiale kann der Kunde alle Aktivitäten im Rahmen des Identitätsdienstes steuern, verwalten, einsehen und nachvollziehen. Der Sparkassenkunde kann zudem jederzeit seine Angaben in den Einstellungen seines Identitätsdienstes in seinem Online-Banking ändern. Sparkassen profitieren, da der Datenbestand aktuell gehalten und mittelfristig aufgewertet wird.

Kann in OSPlus nachvollzogen werden, ob ein Kunde für Yes registriert ist und wie oft er Yes nutzt?
Piegelbrock: Der Berater sieht in OSPlus, ob ein Sparkassenkunde den Dienst nutzt, welche Standard-E-Mail-Adresse der Kunde festgelegt hat und wie viele Yes-Transaktionen stattgefunden haben. Der Berater sieht aber nicht, welche Transaktionen das im Detail sind. Nur der Nutzer selbst kann im Online-Banking im seiner Yes-Zeitleiste alle Transaktionen en Detail einsehen und nachvollziehen.

Was passiert, wenn ein Kunde eine Yes-Transaktion beanstanden möchte?
Piegelbrock: Erster Ansprechpartner für den Kunden ist die eigene Sparkasse (Kundenberater). Weiteren Support erhalten Sparkassen durch die SFP, unter yes@sparkassen-finanzportal.de.

Welche Anbieter oder Händler bieten Yes heute schon an?
Piegelbrock: Erste Partner, wie Aldi Talk, sind an Bord. Das Yes-Partnernetzwerk befindet sich aber konstant im Aufbau und es werden intensive Gespräche mit namhaften Unternehmen aus verschiedenen Branchen geführt.Unter anderen spricht man mit Real.de, Versicherungskammer Bayern, Provinzial und vielen mehr. Sparkassen sind eingeladen mitzuwirken, indem sie Firmenkunden empfehlen.

Wann startet Yes für Endkunden?
Piegelbrock: Zunächst müssen alle Sparkassen juristisch und technisch eingerichtet werden. Wir hoffen, dass dies bis zum ersten Quartalsende 2019 erfolgen kann. Yes bindet in dieser Zeit zudem die ersten Händlerpartner technisch an, so dass aktuell ein Start in die breite Endkundenkommunikation für voraussichtlich Mitte 2019 geplant wird. Wichtig für den Start ist, dass sowohl viele Händler als auch viele Sparkassen am Dienst teilnehmen, bevor der Endkunde mit einbezogen wird.

Das von Thorsten Herold, SFP, geführte Interview ist bereits auf den Seiten der Evidenzstelle der Sparkassen-Finanzgruppe erschienen. https://evidenzstelle.sparkasse.de/

23. Oktober 2018