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Fusionen
„Der Weg ist komplex und zeitaufwändig“
Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg (SVBW), hat sich am Rande der Bilanzpressekonferenz über eine Landesbankenfusion geäußert. Das Gespräch führte Thomas Spengler.

DSZ: Herr Schneider, Sie kritisieren immer wieder die Regulatorik. Aktuell sprechen Sie von „irrsinniger Bürokratie“, die dort zum Teil ausgelöst wird. Was ist für Sie das größte Ärgernis?
Peter Schneider: Das größte Ärgernis ist, dass jede Behörde mit regulatorischen Kompetenzen tun und lassen kann, was sie will. Die Politik ist zurzeit weder auf nationaler noch auf europäischer Ebene bereit und vielleicht auch gar nicht mehr in der Lage, die Behörden effektiv zu kontrollieren. Wir brauchen endlich die Zusammenschau, die alle regulatorischen Vorgaben, die zum Beispiel auf eine Sparkasse einprasseln, zusammenzählt und schaut, ob das noch zielführend und verhältnismäßig ist.

Peter Schneider: „Gespräche müssten zuerst raus aus der Öffentlichkeit."

DSZ: Wie stehen Sie zu den Plänen von DSGV-Präsident Helmut Schleweis zu möglichen Fusionen im Verbundbereich?
Schneider: Zunächst einmal teile ich das langfristige Ziel von Helmut Schleweis. Wahrscheinlich hat die Sparkassen-Finanzgruppe in Baden-Württemberg in den vergangenen Jahren die meiste Fusionserfahrung gesammelt. So haben wir zwei Landesbanken in die LBBW integriert und die bisher größte Fusion von öffentlichen Versicherungen gestemmt. Außerdem haben wir jüngst die Landesbausparkassen Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zur LBS Südwest fusioniert. Bei all diesen Schritten haben wir gelernt, dass das Ziel das eine ist, aber der Weg dorthin außerordentlich komplex und zeitaufwändig.

DSZ: Was heißt das konkret für eine mögliche Fusion der Landesbanken?
Schneider: Einen solch großen Zusammenschluss, wie er jetzt öffentlich diskutiert wird, hat es in Deutschland bisher nicht gegeben. Daher kann man nur ahnen, wie kompliziert und aufwändig die Verhandlungen wären. Größe allein ist keine Garantie für den Erfolg einer Bank. Gleichzeitig reden wir hier über Unternehmen, die tagtäglich im Wettbewerb stehen. Jede Diskussion führt zu Unsicherheit – bei Kunden, Mitarbeitern und Trägern. Eine solche Groß-Fusion hätte massive Auswirkungen auf den Unternehmenswert, das Rating und natürlich auch die Großkreditgrenze und die Möglichkeit der Risikostreuung der Sparkassen – um nur ein paar Auswirkungen zu nennen. Wenn man dieses Ziel wirklich weiterverfolgen wollte, müssten die Gespräche als erstes raus aus der Öffentlichkeit.

DSZ: Wären denn die Träger der LBBW für eine Fusion offen?
Schneider: Wenn es um die Zukunft der LBBW geht, werden wir mögliche weitere Schritte nur in Eintracht mit dem Land Baden-Württemberg und der Stadt Stuttgart tun. Wir sind in der Krise gemeinsam für die Bank eingestanden und werden daher auch die Zukunft nur gemeinsam angehen. Das Land und die Stadt sehen die Debatte und die LBBW natürlich aus anderen Perspektiven. Da geht es zum Beispiel um Arbeitsplätze, Steuerkraft, Verwurzelung im Land. Daher hinterfragen beide Träger die aktuelle Debatte und sehen die Überlegungen kritisch. Ich habe dafür volles Verständnis und betone nochmals: Mögliche Schritte zur Zukunft der LBBW gehen wir nur gemeinsam.

Thomas Spengler
– 13. Februar 2019