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DSGV-Bilanzpressekonferenz
Votum für eine Sparkassen-Zentralbank
Die Sparkassen wollen ein einheitliches, mehrheitlich von den Sparkassen getragenes Zentralinstitut, sagte DSGV-Präsident Helmut Schleweis auf der Bilanzpressekonferenz des Verbands in Frankfurt. Bei den Zahlen der Finanzgruppe gab es positive Überraschungen.

Eine Sparkassen-Zentralbank wäre auch "im Interesse der anderen Träger von Landesbanken", sagte DSGV-Präsident Helmut Schleweis. Weil die "Sparkassen als Kunden der Landesbanken" diese Entwicklung wollten und brauchten, werde sie auch kommen. Dies werde aber nicht als "Big Bang" geschehen, sondern werde "ein mühsamer Prozess vieler Schritte sein". Schleweise sagte, er sehe seine Aufgabe darin, diesen Prozess zu befördern: "Da ich an die Notwendigkeit dieses Prozesses glaube, werde ich auch nicht nachlassen, daran mitzuarbeiten."

Die Landesbanken standen wegen der derzeit laufenden Lösungsverhandlungen für die NordLB im Fokus vieler Beobachter. "Wie Sie wissen, gibt es derzeit bei der NordLB eine ganze Reihe von Herausforderungen im Zusammenhang mit früheren Schiffsfinanzierungen", sagte Schleweis. "Wir führen hierzu derzeit konstruktive Gespräche mit den Trägern der Bank und der Bankenaufsicht." Ziel sei ein wertschonender Umbau des Geschäftsmodells des Instituts. "Daran arbeiten wir und das stimmen wir in der vorgegebenen Aufgabenteilung eng mit den Zuständigen ab", sagte der DSGV-Präsident. Er wolle diesen Abstimmungen nicht vorgreifen, sagte aber, dass sich "deutliche und notwendige Veränderungen" ergeben werden.

Sparkassen mit höherem Jahresergebnis

Die Zahlen der Sparkassen-Finanzgruppe fielen gemessen an den Rahmenbedingungen gut aus. Die derzeit 384 deutschen Sparkassen erwirtschafteten im abgelaufenen Geschäftsjahr ein operatives Ergebnis vor Bewertung in Höhe von zehn Milliarden Euro: „Dies ist gerade vor dem Hintergrund deutlich sinkender Zinsüberschüsse ein sehr beachtliches Ergebnis“, sagte Schleweis.

DSGV-Präsident Helmut Schleweis strebt eine Konsolidierung im Verbundbereich der Sparkassen-Finanzgruppe an.

Der Zinsüberschuss sank im vergangenen Jahr um 3,5 Prozent oder 747 Millionen Euro. „Es ist gelungen, den größten Teil der hinzugewonnenen Einlagen in margenträchtiges, werthaltiges Kreditgeschäft zu investieren. Das ist eine große geschäftspolitische Leistung der Sparkassen und hat das Zinsergebnis wesentlich gestützt“, sagte der DSGV-Präsident. Gleichzeitig konnte der Provisionsüberschuss um 2,7 Prozent oder 209 Millionen Euro auf 7,8 Milliarden Euro gesteigert werden.

Der Verwaltungsaufwand blieb stabil, die Personalkosten sanken leicht. Der Bewertungsaufwand verringerte sich um 643 Millionen Euro spürbar auf 4,1 Milliarden Euro. Im Wertpapiergeschäft gab es Abschreibungen von 1,4 Milliarden Euro. Die Vorsorgereserven der Institute wurden um insgesamt 2,7 Milliarden Euro aufgestockt. Die Kernkapitalquote der Institute erreichte 16,2 Prozent. Das Jahresergebnis stieg um knapp 100 Millionen Euro auf 2,2 Milliarden Euro.

Wertpapiersparen als Weg für Vermögenszuwachs

Das Kreditvolumen der Sparkassen stieg im vergangenen Jahr um 29,4 Milliarden Euro auf nunmehr 823 Milliarden Euro. Kundeneinlagen legten ebenfalls um 4,3 Prozent auf 950 Milliarden Euro zu. Schleweis wies in diesem Zusammenhang auf die steigende Bedeutung des Wertpapiersparens hin. Viele Kunden sähen derzeit keine attraktiven Anlageformen und hielten Gelder in kaum oder gar nicht verzinsten, täglich verfügbaren Anlageformen. Das Wertpapiersparen sei vor diesem Hintergrund für die breite Bevölkerung derzeit fast die einzige Möglichkeit, noch angemessene Vermögenszuwächse zu erzielen.

Der Nettoabsatz von Wertpapieren hat bei den Sparkassen im vergangenen Jahr um plus 27,2 Prozent stark zugenommen. Mit einem Plus von 13,8 Milliarden Euro konnte hier der beste Wert seit über 15 Jahren erzielt werden. Gleichzeitig hat der Gesamtumsatz mit Wertpapieren um 11,8 Prozent nachgelassen. „Das zeigt, dass die in Wertpapieren engagierten Kunden tendenziell ihre Engagements halten. Es zeigt aber auch, dass die gemeinsamen Anstrengungen von Sparkassen und Dekabank, mehr Kunden zum Wertpapiersparen zu bewegen, schrittweise Wirkung zeigen. Wir sehen hier für die Zukunft noch große Chancen“, sagte Schleweis.

Die Nettovertriebsleistung der Deka-Gruppe lag erneut im zweistelligen Milliardenbereich. Erfreulich sei, dass immer mehr Sparkassenkunden die Wertpapieranlage für sich entdecken, sagte Schleweis. Dafür spreche auch die zunehmende Anzahl von Dekabank Depots und und von Deka-Wertpapiersparplänen.

Neue Konkurrenten im Finanzgeschäft der Zukunft

Die Sparkassen sähen auch für die Zukunft ihre Aufgabe darin, "der direkte und wichtigste Partner für alle Finanzfragen der Menschen in Deutschland zu sein", so Schleweis. Die Behauptung dieser Position werde die wichtigste Frage der Zukunft sein: "Denn wer die Schnittstelle zum Kunden besetzt, wird auch von dort aus alle seine Geschäftsaktivitäten entwickeln können", so der DSGV-Präsident.

In diesem Wettbewerb um die Nähe zum Kunden werden künftig "nicht mehr andere Kreditinstitute, sondern vor allem große Digitalkonzerne unsere Wettbewerber" sein. Große Internetkonzerne aus den USA und China würden sich "mit ihren Angeboten und Plattformen zwischen die Endverbraucher und die traditionellen Anbieter" schieben.

Das entscheidende Angebot um diesen Wettbewerb für sich zu entscheiden, sei das Girokonto. Die Sparkassen könnten garantieren, dass die Datenströme der Kunden geschützt und nicht der "Datensammelwut Dritter" ausgesetzt würden. Die Sparkassen wollen "alle heute und künftig wichtigen Payment-Systeme so anbieten, dass Kunden sie nicht bei Dritten nutzen müssen", sagte Schleweis. "Und wir wollen unsere persönliche Beziehung zum Kunden durch Berater vor Ort und besondere Nähe ausbauen."

Die Internet-Filiale und die Sparkassen App seien so aufgebaut, dass Kunden "alle finanziellen Angelegenheiten über eine Plattform erledigen können". Schrittweise würden in den nächsten Jahren neue digitale Angebote "jenseits des reinen Bankings" hinzukommen. Als nächstes sei dies der "Vertragscheck", der dabei helfe, Abos zu verwalten und Kündigungsfristen einzuhalten.

Alexander Hartberg|Thomas Rosenhain
– 5. März 2019