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Zwei Welten
Konsumentenkredite laufen... in den USA
Anleger der Deutschen Bank können sich angesichts der Milliardengewinne der amerikanischen Rivalen nur die Augen reiben.

Im vergangenen Jahr haben JP Morgan & Co. wieder satte Gewinne eingefahren, während die Frankfurter Großbanken einen riesigen Verlustberg anhäuften. Profitiert haben die US-Häuser vor allem von einem florierenden Kreditkartengeschäft, weil die Verbraucher wegen der niedrigen Zinsen mehr auf Pump kauften.

Die größte US-Bank JP Morgan, die am Dienstag zusammen mit der Citi und Wells Fargo Einblicke in die Bilanzen des Schlussquartals gibt, hat nach Einschätzung von Experten rund acht Milliarden Dollar verdient. Bei der Citi dürfte sich der Quartalsgewinn erneut auf fast fünf Milliarden Dollar belaufen. Beide Häuser haben ihr Verbraucherkreditgeschäft in den vergangenen Jahren ausgebaut. „Für die Banken ist das ein sehr profitables Geschäft“, sagt Analyst Gerard Cassidy vom Investmenthaus RBC Capital Markets.

Die Großbanken in Deutschland haben Renditeprobleme, in den USA fahren die Privatbanken gerade im Bereich der Konsumentenkredite satte Erträge ein.

Laut Daten der US-Notenbank Fed hatten die 25 größten US-Banken Ende Dezember 1,2 Billionen Dollar an Konsumentendarlehen ausgereicht. Das waren 13 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Auch die Zahl der Eigenheimkredite legte deutlich zu, was Anbietern wie Wells Fargo zugute kommt. Die Fed hatte die Leitzinsen im Oktober auf die Spanne von 1,50 bis 1,75 Prozent gesenkt, um die etwas schwächer gewordene Wirtschaft anzukurbeln.

Schattenseiten des Kreditbooms

Doch der Boom hat auch seine Schattenseiten – einige Banken berichteten im Darlehensgeschäft zuletzt über eine steigende Zahl fauler Kredite. Laut einer Fed-Studie würden 39 Prozent der Amerikaner ins Straucheln kommen, wenn sie eine unerwartete Belastung von 400 Dollar stemmen müssten. Sollte die Arbeitslosigkeit, die auf dem tiefsten Stand seit mehreren Jahrzehnten ist, wieder zunehmen, werde das sicherlich zu einigen Problemen bei Banken führen, sagt Analyst Fred Cannon vom Marktforschungsinstitut Keefe, Bruyette & Woods.

Schon im dritten Quartal mussten die US-Banken eine höhere Risikovorsorge treffen für ausfallgefährdete Kredite. Laut einer Studie der Analysefirma Risk Quantum war der Anstieg bei JP Morgan am stärksten. Genau hinsehen dürften Anleger diesmal auch bei den Quartalsergebnissen von Goldman Sachs am Mittwoch. Das Institut hat seine Sparten neu organisiert und gibt erstmals Einblick in den neu aufgebauten Privatkundenbereich um die Online-Bank Marcus. Am Mittwoch berichtet auch Bank of America über den Verlauf des vierten Quartals, am Donnerstag folgt Morgan Stanley.

Alle Augen auf das Investmentbanking

Mit Argusaugen werden Anleger auch darauf schauen, wie viele Erträge die US-Banken aus dem Investmentbanking geschöpft haben. Die Unsicherheiten um den Handelsstreit zwischen den USA und China belasten die Kapitalmärkte seit Monaten, zuletzt kam noch die Sorge vor einer Eskalation im Nahen Osten hinzu. Im dritten Quartal hatte JP Morgan mit guten Geschäften im Anleihehandel noch selbst seine heimischen Rivalen in den Schatten gestellt.

Deutsche Bank fährt breitflächig Verluste ein

Die Deutsche Bank schrumpft diesen Bereich, der einst ihr Aushängeschild war, deutlich zusammen. Aus dem Aktienhandel zieht sie sich komplett zurück. Für den im Sommer eingeläuteten Konzernumbau muss das Institut mehr als sieben Milliarden Euro berappen, weshalb im vergangenen Jahr milliardenhohe Verluste angefallen sind. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing stellt die Ergebnisse von 2019 am 30. Januar der Öffentlichkeit vor. (rtr)

13. Januar 2020